Wir schützen kleine Wüstenblumen!

Gegen Genitalverstümmelung
Für Frauen- und Kinderrechte

Daten & Fakten

Betroffene afrikanische Frauen fordern seit Jahren die internationalen, sogenannten "HelferInnen" auf, den Begriff "Genitalverstümmelung" zu verwenden und begründen diese Forderung schlüssig: http://www.iac-ciaf.org/index.php?op...1c37b99817fa52

Ursprung

Ausgrabungsfunde in Ägypten stützen die Vermutung, dass die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation = FGM) schon in pharaonischen Familien praktiziert wurde und höchstwahrscheinlich dort seinen Anfang nahm. Der Begriff „pharaonische Beschneidung“ untermauert diese These. Es handelt sich bei der ägyptischen Verstümmelungsform, die teilweise auch in anderen Ländern praktiziert wird, um eine sog. Infibulation (lat. Fibula = Verschluß). Die Narbenbildung (Keloide) dauert nach der ausgeführten Verstümmelung etwa einen Monat.

 

"Pharaonische Beschneidung" (Typ IV nach WHO)

Bei der Infibulation werden die gesamten äußeren Geschlechtsteile der Mädchen ausgeschnitten und verbleibende Hautlappen der ausgekratzten äußeren Schamlippen über der klaffenden Wunde bis auf eine winzige Öffnung für den Abfluss von Urin und Menstruationsblut mit irgendeinem Nähmaterial, Akaziendornen oder Baumharz (Malmala) verschlossen. Manchmal wird auch der Fettanteil im Venushügel ausgekratzt. Als Ergebnis ist eine flache Hautbrücke gewünscht wie bei einer Puppe, mit einer möglichst glatten Narbe als "Verschluss". Für eine Ruhigstellung zur Begünstigung der Narbenbildung werden die Kinder nach der Prozedur von den Fußknöcheln bis zur Hüfte fest verbunden und bis zu vier Wochen abgeschieden von der Gemeinschaft gelagert, bis sie wieder einigermaßen laufen können. Fortan dauert das Ausscheiden von Urin, das sich unter der Narbe einen Weg bahnen muss, bis zu 20 Minuten; manchmal auch länger. Durch Rückstau von Urin und Menstruationsblut können sich lebensbedrohliche und sehr schmerzhafte Infektionen bilden.

In der Hochzeitsnacht müssen die Genitalien der Betroffenen mit Gewalt geöffnet werden, wobei vom Ehemann auch Gegenstände wie Messer zu Hilfe genommen werden. Wohnt im Dorf eine Beschneiderin, wird sie häufig in der Hochzeitsnacht um Hilfe gebeten, die Narbe zu öffnen. Damit die blutende Vagina/Wunde sich nicht wieder verschließt, muss der Ehemann die Braut in den folgenden Tagen so oft wie möglich penetrieren. Für die Frauen und auch für viele Männer ist diese Zeit eine Qual über die man nicht spricht. Es ist ein TABU. Dieses negative Tabu hilft dabei, die Unsitte fortzuführen. Aufklärungsarbeit ist wichtig, um das Tabu zu brechen und die negativen Folgen endlich offen aussprechen zu dürfen.

Weitere Formen genitaler Verstümmelungen bei Frauen (WHO)

Typ I - "Sunna" Eine sog. Sunna ist ein islamisches Gebot, nach der sich gläubige Muslime richten sollten. Eine Sunna zur genitalen Verstümmelung von Frauen existiert im Koran jedoch nicht. Hierbei wird die Klitoris durch Stechen, Reißen, Brennen oder sonstwie verletzt und zum bluten gebracht, was eine reinigende Wirkung haben soll. Auch die Spitze der Klitoris kann hierbei abgetrennt werden.

Typ II - Modifizierte Sunna (Klitoriedektomie) Hierbei wird die Klitoris vollständig ausgeschnitten. Bei manchen Ethnien wird sie herausgerissen, wobei innenliegendes Gewebe mit herausgerissen wird, denn der Schaft der Klitoris setzt sich ca. 10 cm im Inneren des weiblichen Körpers fort.

Typ III - Exzision Bei der Praktik wird die teilweise oder gesamte Klitoris und zusätzlich die inneren kleinen Labien (Schamlippen) ausgeschnitten.

Alle Typen verursachen störende Narbenwucherungen bis zu Verunstaltungen des Genitales. Blutungen versucht man zu stillen, indem Sand oder Asche aufgetragen wird. Manchmal wird ein Ei über der Wunde aufgeschlagen und verstrichen. Auch Praktiken das Mädchen über ein Feuerloch zu setzen, damit der aufsteigende Rauch und die Hitze die Wunde verschließen soll, sind bekannt. Neuerdings soll man sich sogar modernen Klebemitteln wie UHU und dergleichen bedienen. Viele Kinder werden bei dieser Folterprozedur aufgrund der Schmerzen und Blutungen ohnmächtig. Medizinisches Personal schätzt die Todesrate auf 30 Prozent.

De-Fibulation und Re-Infibulation

Bei jeder Geburt werden die vernarbten Genitalien der Frauen aufgeschnitten (De-Fibulation) und anschließend wieder zugenäht (Re-Infibulation). Die verzögerte Austreibung des Babys während der Geburt kann sowohl bei der Mutter, wie auch beim Kind zu körperlichen und geistigen Schäden führen. Verhärtete Narbenränder müssen für ein erneutes Zunähen abgetrennt werden, so dass die Hautspannung aufgrund des schwindenden Gewebes den Frauen auf Dauer Schwierigkeiten bereitet.

Fluch des Brautgelds

Es kommt immer wieder vor, dass junge Bräute diesen Schmerzen entfliehen möchten und versuchen, Zuflucht bei ihren Eltern oder Verwandten zu suchen, die sie jedoch zurückschicken, damit das Brautgeld (Dhauri) nicht zurückgezahlt werden muss, denn eine gekaufte Braut wird vom Ehemann und seiner Familie als Eigentum und Ware betrachtet, die man beliebig behandeln kann. Das Pochen auf die "Sittsamkeit" der Töchter ist quasi ein vorgeschobener Grund, sie legal als Ware definieren zu können. Daraus ergibt sich, dass eine davon gelaufene Braut von ihrer eigenen Familie als Schandfleck empfunden wird. Der eigentliche finanzielle Grund wird öffentlich nicht genannt, sondern die sog. Ehre der Familie dient als Rechtfertigung für familiäre Gewaltausübung (bis hin zur Tötung) gegen die eigenen Töchter, die vom Mob der Dorfgemeinschaft mit Ächtung der jungen Frau auf eine breite gesellschaftliche Basis gestellt wird. Für die meisten Mädchen gibt es keine Alternative deratigen Sanktionen zu entgehen, es sei denn, sie verlassen die Gemeinschaft um mittellos anderswo als rechtlose Prostituierte oder Haussklavin ausgenutzt zu werden.

 

Verbreitung von FGM durch den Islam

Nach seiner Eroberung Ägyptens im siebten bis achten Jahrhundert n. Chr. adaptierte der Islam den schädlichen Brauch und verbreitete ihn zunächst in den Nachbarländern (Äthiopien, Sudan, Somalia) und später in weiteren Eroberungsgebieten auf dem afrikanischen Kontinent und der arabischen Halbinsel. Dabei änderten sich in verschiedenen Ländern und Regionen die Formen der Ausführung ("Sunna", Klitoriedektomie und Exzision). Auch nicht-islamische Völker übernahmen im Laufe der Jahrhunderte FGM und integrierten sie häufig in sog. Initiationsriten (z.B. Kisii, Kalenjin/Kenya, Mandingo/Gambia/Senegal). Inzwischen wird FGM auch in vielen muslimisch dominierten Regionen Asiens (z. B. Kurdistan/Irak, Indien, Malaysia, Indonesien, Phillippinen) praktiziert. Im Koran selber findet sich allerdings kein Gebot (Sunna) zur Ausübung und neben vielen muslimischen Befürwortern der Praktik, die auch heute noch eine genitale Verstümmelung als "ehrenhaft" für die Frauen bezeichnen, regt sich inzwischen einzelner und organisierter Widerstand, der für die Protestierenden nicht immer ungefährlich ist (z.B. in Kenya, Tanzania, Somalia, Sierra Leone, Togo, Benin, Nigeria).

Einige islamische Gelehrte der Al Azaar Universität von Kairo haben erfreulicherweise gegen FGM ein Verbot ausgesprochen, das der Initiative des Aktivisten Rüdiger Nehberg zu verdanken ist - siehe: Fatwa von Kairo (Organisation TARGET - in arabischer Schrift). Leider haben sich bis heute längst nicht alle Imame dieser Fatwa angeschlossen, sondern predigen sogar das Gegenteil oder lassen FGM als "alten Brauch" in ihrem Wirkungsbereich unkritisch weiter praktizieren.

Historische Zeugnisse finden sich u. a. bei El-Gawhary, K. 1994

 

Buchempfehlungen:

Bielefelder Rechtsstudien/Schriftenreihe für Gesetzgebungswissenschaft, Rechts-tatsachenforschung und Rechtspolitik (8), Autorin: Marion Rosenke

"Die rechtlichen Probleme im Zusammenhang mit der weiblichen Genitalverstümmelung", S. 59 - 84. - Europäischer Verlag der Wissenschaften/Peter Lang

 

"Schnitt in die Seele" + "Weibliche Genitalverstümmelung - eine fundamentale Menschenrechtsverletzung", Autorin: Petra Schnüll, Mabuse Verlag ISBN 3-935964-28-5

 

Haredho, somalische Beschneiderin

 

Somalimädchen nach einer Infibulation...

Die Stadt Dortmund würdigt das Ehrenamt:

 

TABU INTERNATIONAL ist im Besitz des Agenda21-Siegels der Stadt Dortmund und gewann 2011 den jährlichen Wettbewerb. Besten Dank an Oberbürgermeister Ulrich Sierau (re.), die MitarbeiterInnen des Agenda-Büros und die Jury!

 

 

wählte drei kenyanische Förderprojekte von TABU INTERNATIONAL zur Teilnahme am Event von "Mission Sustainability" in Berlin. Herzlichen Dank an die Jury und die MitarbeiterInnen der Agentur Neues Handeln für die Begleitung eines angenehmen Aufenthaltes in der Hauptstadt!

 

CAFGEM-Aufklärung in Kilebasi, Kinango

CAFGEM-Aufklärung in Mackinnon

Texte und Fotos unterliegen dem Urheberrecht von TABU e.V.

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